Thorben, wer bist du, was machst du ?
Hi, ja also mein Name ist Thorben Danke, also „Danke“ ist mein Nachname. Wenn ich das hier so erklären kann, geht das; es sorgt am Telefon aber doch oft für Irritationen.
Ich komme aus dem Weinort Besigheim, der nördlich von Stuttgart im Schwabenländle liegt. Dort wohne ich mit meiner Frau und meinen 3 Kindern eher ländlich am Waldrand. Ich arbeite in der Automobilbranche und hatte bis 2016 überhaupt nichts mit Fotografie zu tun. Meine Leidenschaft war und ist die elektronische Musik, das einzigste meiner vielen Hobbys das sich über all die Jahre durchgesetzt hat. Techno forever ! 😉
Wie bist du zur Fotografie gekommen ?
Aufgrund der Familiendokumentation, auf den Einheitsbrei der Handykameras hatte ich irgendwann keine Lust mehr und entdeckte, was man eigentlich mit etwas mehr Budget so alles machen kann. Im Januar 2016 kaufte ich mir eine Sony a6000 und war sofort begeistert. Die Kamera habe ich bereits gewechselt, bin Sony und seinem spiegellosem System aber treu geblieben.
Wo liegt dein fotografischer Schwerpunkt ?
Ganz klar in der Makrofotografie und hier speziell bei den Insekten. Hier lerne ich jeden Tag etwas Neues und erfahre Interessantes über Insekten, die ich zwar schon einmal gesehen habe aber bis dato wusste ich viele Einzelheiten nicht.. und das fasziniert.
Genau da will ich auch mit meinen Bilder ansetzen: Faszination und Wissenswertes über kleine Tiere der heimischen Fauna, die jeder kennt aber noch niemand SO gesehen hat. Und mit der Angst und dem Ekel vor manchen Insekten kann man Leute auch begeistern.
Warum gerade Makrofotografie, was fesselt dich daran ?
Im Sommer 2016, als ich noch mit Zwischenringen rumexperimentierte, habe ich, an meiner Hauswand sitzend, eine Goldfliege ziemlich gut erwischt. Als ich am PC dann die Details sah, hat es mich gepackt. Ich kannte solche Bilder bisher nur aus Zeitschriften oder aus Dokumentationen und war völlig aufgeregt so etwas ähnliches wirklich selbst erschaffen zu können. Genau zu diesem Zeitpunkt hat es angefangen.
Hast du deinen Makroschlitten selbst gebaut ? Erzähle uns doch mal ein wenig darüber…
Ja, den Schlitten habe ich selbst gebaut. Erzählen könnte ich darüber stundenlang. Zusammengefasst hat die Bauzeit über ein Jahr gedauert, umfasste drei Vorgängerversionen und ich habe daran 400 Stunden programmiert. Nicht zuletzt deshalb, weil ich mir die Programmiersprache zunächst selbst beibringen musste. Das Programm hat sicher ein paar tausend Zeilen zu viel aber es läuft sehr zuverlässig und stabil. Herzstück ist ein Arduino Mega mit Glas-Touchscreen. Die Bedienung verhält sich wie beim Smartphone, möglichst intuitiv.
Was ist in deiner Art der Makrofotografie besonders wichtig ?
Bevor mein Makroschlitten automatisch lief, und ich noch von Hand kurbelte, war für mich das Wichtigste die richtige Schrittweite zu wählen und diese stabil und kontinuierlich zu reproduzieren. Seit der Automation verbringe ich die meiste Zeit mit dem Setzen der Insekten, das dauert schon manchmal vier Stunden und klappt dann doch nicht.
Für meinen Geschmack kann das Licht in dieser Art der Fotografie nicht weich genug sein. Aber auch die richtige Wahl der Linse in Abhängigkeit vom Abbildungsmaflstab zählt für mich zu den wichtigsten Dingen.
Woher bekommst du deine „Modelle“ ?
Die meisten sammle ich im Sommer tot ein, besonders unter meiner Buschkastanie liegen während der Blütezeit jeden Tag eine Hand voll Insekten oder deren Teile. Die besten Helfer sind da die Hornissen, die im Busch auf alles was krabbelt Jagd machen. Hornissen sind sehr scheu und lassen ihre Beute bei Störung sofort fallen, da reicht auch oft ein kleiner Windstoß. Deshalb gibt es von mir auch mehr Bilder von Insektenregionen als von kompletten Tieren.
Was macht für dich ein gutes Bild aus ?
Die Perspektive und ein gut gewählter Schärfeverlauf bzw. eine schöne Hintergrundunschärfe.
Findest du es wichtig, die eigenen Bilder auch zu drucken ?
Auf jeden Fall !
Das ist nochmal ein ganz anderes Gefühl, vor allem bei extremer Makrofotografie kann mann dann bei einem guten Druck mit dem ganzen Körper hin und herzoomen. Nicht so toll ist es wenn man dann ein paar Fehler entdeckt, die man übersehen hat. Was auch ganz lustig ist, bevor ich ein Bild drucken lasse, sitze ich locker nochmal ein bis zwei Stunden dran und bearbeite es, obwohl es doch eigentlich schon fertig war !
Hast du eine deiner Fotografien vor Augen bei der du sagen würdest, Ja, das ist meine beste Aufnahme ?
Ja, da denke ich sofort an den Kopf der blaugeflügelten Prachtlibelle. Das Bild ist schon etwas älter und ich könnte dieses Bild mittlerweile in viel höherer Auflösung mit viel besserer Beleuchtung anfertigen, jedoch habe ich seit dem nie wieder eine Prachtlibelle in so einem super Zustand gefunden. Die Libelle war ein „Fensterbankfund“ und bestimmt nicht länger als 3-4 Stunden alt. Bei Libellen und Fliegen verwesen die Augen innerhalb eines Tages, das muss also schnell gehen. Einfrieren und auftauen zerstören die Augen ebenfalls und machen das Aufstellen der Insekten nur noch komplizierter.
Hast du ein bestimmtes Motiv im Kopf, welches du 1x im Leben fotografieren möchtest, aber bislang noch nicht gemacht hast ?
Im Moment fehlt mir noch der Hirschkäfer-Männchen. Ich habe bereits ein Weibchen vor der Linse gehabt und auch schon ein männliches Geweih gefunden, jedoch wäre der komplette Käfer der Wahnsinn. Der kann auch schon eine Weile liegen, da bei Käfern die Verwesung kaum sichtbar ist, vielleicht liegt er ja schon irgendwo rum und wartet auf mich. Ansonsten reizt mich alles was man nicht so oft zu Gesicht bekommt jedoch aus unserer heimischen Fauna stammt.
Wieviel Zeit investierst du im Schnitt für die Nachbearbeitung deiner Bilder am Computer ?
Der Workflow am PC ist bei mir schon ziemlich routiniert und dauert ca. 3-6 Stunden. Ich habe allerdings gemerkt, dass es noch so viele Bearbeitungsmöglichkeiten gibt, die ich alle mal ausprobieren möchte, aber ich bezweifle dass es dadurch schneller geht, eher im Gegenteil.
Was sind deine Ziele für die nächsten Jahre ?
Das Ziel für diese Jahr war ein Gewerbe anzumelden und die Bilder im Einzelauftrag zu verkaufen, das hat geklappt. Ein Prototyp eines T-Shirts liegt auch schon Zuhause, im All-Over Druck sehen die Insekten auf einem T-Shirt echt toll aus, das könnte vielleicht etwas werden.
Nächstes Jahr steht ein Musikvideo mit dem deutschen DJ und Producer Dominik Eulberg an. 2019 will ich auch versuchen meine neusten 3D-Videos in der Dokumentarfilm-Umgebung zu platzieren. Jeder einzelne Frame des Videos ist ein Stack aus teils über 100 Einzelbilder, hierfür werden für 5 Sekunden schon mal über 12000 Bilder und 5 Tage Aufnahme- und Rechenzeit benötigt. Das gibt es so noch nicht, denn die meisten „Filmehen“ sind gefärbte Rasterelektronenmikroskop-Aufnahmen oder 3D-Computermodelle.
Ganz entfernt steht noch der Traum vom eigenen Buch, dies wiederum benötigt noch ein paar Jahre der Planung und viel mehr Bilder.
Wieviel Zeit investierst du für Social Media ? (Blog, Netzwerke..)
Ich gebe mir Mühe, bin dafür aber nicht geboren. Das sind dann pro Tag ca. 30 Min. Wenn ich sehe was andere da so auf die Beine stellen, hinke ich dort weit hinterher. Ich setzte mich einmal im Monat hin und plane meine Facebook-Beiträge. Bei Instagram und 500px stelle ich je nach Lust und Laune mal ein Bild rein, meistens nachdem es fertiggestellt ist. Ich versuche natürlich Fragen und Kommentare schnell zu beantworten.
Wo zeigst du deine Bilder am liebsten ?
Das beste und vor allem auch regionale Feedback kommt über Facebook rein. Darüber kann man auch gut kommunizieren und so Sachen wie dieses Interview hier und kleine Projekte kommen darüber sehr gut und schnell zustande. Natürlich ist die eigene Homepage auch eine sehr schöne Möglichkeit die Bilder zu präsentieren, da fehlt mir jedoch etwas der Hintergrund für die Programmierung, aber ich gebe auch hier mein Bestes.
Gibt es einen Tip, den du gerne an andere Fotografen weitergeben würdest ?
Solange man Leidenschaft entwickelt, egal für was, ist man auf dem richtigen Weg.
Ansonsten wenig Theorie, viel Praxis. Machen, einfach machen. Durch das Internet gibt es zwar die Möglichkeit die Arbeiten anderer anzuschauen, man sollte aber nicht versuchen etwas nachzumachen sondern man sollte das machen was einem selbst gefällt, denn nur dann hat man die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln.
Danke für den Einblick in deine Arbeit, Thorben ! Ich wünsche dir viele Erfolg für deine Vorhaben und reserviere mir jetzt schon mal ein Buch, wenn es in näherer Zukunft erscheinen sollte 🙂 !