Patrick Ludolph verfolge ich schon seit langer Zeit. Patrick dürfte den meisten unter „Paddy“ oder mit seinem Blog „neunzehn72“ bekannt sein. Inzwischen konnten wir uns auch auf der ein oder anderen Veranstaltung persönlich kennenlernen. Um so mehr freut es mich, das Patrick sich bereit erklärt hat, mir ein paar Fragen zu beantworten.
Patrick, wie bist du zur Fotografie gekommen ?
Die erste Kamera hatte ich bereits als Kind. Etwas ernsthafter wurde es während meines Studiums in den USA, da habe ich ein paar Fotografie-Kurse belegt. Als die digitalen DSLRs dann erschwinglich wurden habe ich die Fotografie noch einmal neu entdeckt und mich dann auch irgendwann auf Menschen spezialisiert.
Wie war dein Werdegang, denn du warst ja nicht immer Fotograf ?
Ich habe die Schule nach der 10. Klasse beendet und eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann gemacht. Da stellte ich aber fest, dass die kaufmännische Tätigkeit daraus bestand Heizkörper und Badewannen im Lager hin und her zu karren. Dann habe ich mein Abi nachgemacht und Informatik studiert. Leider nicht bis zum Ende, da eine erste Selbstständigkeit zu viel Zeit in Anspruch nahm. Ich war dann lange im Online-Marketing tätig. Suchmaschinenoptimierung und Webanalyse waren meine Spezialität. 2010 hatte ich keine Lust mehr und habe alles hingeschmissen, um mich als Fotograf selbstständig zu machen.
Was ist dein innerer Antrieb zu fotografieren ?
Schwer zu sagen. Es macht mir einfach viel Spaß. Ich treffe Leute und komme etwas rum. Ich führe momentan ein sehr schönes Leben und habe das Gefühl, dass ich in der Fotografie einen Platz für mich gefunden habe.
Wo liegt dein fotografischer Schwerpunkt ?
Kommerziell sind es Menschen, Porträts, Hochzeiten. Ansonsten brenne ich sehr für Reisefotografie, Street und Reportagen. Aber Menschen spielen fast immer eine Rolle.
Hast du eine deiner Fotografien vor Augen bei der du sagen würdest, Ja, das ist meine beste Aufnahme (und würdest die hier zeigen) ?
Nein, ich tu mich schwer damit meine eigenen Bilder zu bewerten. Ich fände es viel interessanter die Frage zurück zu spielen und Dich zu fragen, welches meiner Bilder Dir in Erinnerung geblieben ist?
Anmerkung (Frank Upmeier) :
Du hast recht.. es ist nicht ganz einfach EIN Foto aus der Masse hervorzuheben.. aber ich mag besonders ausdrucksstarke Portraits wie dieses hier:
Was war die verrückteste/interessanteste Geschichte, die du bei der Erstellung deiner Bilder erlebt hast ?
Eine der verrücktesten war wohl im Januar diesen Jahres, als ich mit einem Freund auf Kuba war und wir uns verfahren hatten. Wir drehten ein paar Runden durch den Kreisverkehr als plötzlich ein Moped neben uns fuhr. Der Typ hinten drauf gab uns zu verstehen, dass wir anhalten sollen. Mir war etwas mulmig und ich hätte wohl Gas gegeben. Mein Freund fuhr jedoch rechts ran. Nach etwas Diskussion stieg der Kubaner zu uns ins Auto ein. Nun wurde mir noch mulmiger, denn wir hatten Ausrüstung für zigtausende Euro auf dem Rücksitz liegen. Am Ende blieb er drei Tage bei uns und hat uns einen ganz privaten Einblick in Kuba geschaffen. Wir haben krasse Dinge erlebt und er wollte nicht mal Geld dafür haben. Das war verrückt und werde ich nie vergessen.
Wieviel Zeit investierst du im Schnitt für die Nachbearbeitung deiner Bilder am Computer ?
So wenig wie möglich.
Findest du es wichtig, die eigenen Bilder auch zu drucken ? Oder wie präsentierst du deine Bilder ?
Na klar, erst dann ist ein Foto fertig. Gedruckt betrachtet man Bilder auch ganz anders. Bilder haben mehr Aufmerksamkeit verdient als sie auf Facebook und Co bekommen. Ich drucke auch sehr gerne, habe aber keinen Platz um alle Bilder aufzuhängen. Daher habe ich ein eigenes Magazin, das ich alle paar Monate herausbringe.
Es wäre spannend zu wissen, wer deine fotografischen Vorbilder sind..
Auch schwer, da gibt es viele. Ich mag Peter Lindbergh sehr gerne. Aber nicht nur wegen seiner Bilder, sondern vor allem weil er als Mensch so unheimlich toll in Interviews rüber kommt. Da kann man verstehen, warum ihm die Models zu Füßen liegen.
Was darf in deiner Kameratasche auf keinen Fall fehlen ?
Eine Kamera 😉
Inzwischen vertreibst du ja auch „Hardware“.. ich meine damit z.B. die Kameragurte, wie bist du auf die Idee gekommen und war kann man die erwerben ?
Ich bin jemand, der nie ruht und ständig experimentiert. Das mit dem Gurt war eine fixe Idee. Ich mag Ledergurte, aber beim Shooting nerven sie mich oft. Daher suchte ich nach einer Lösung wie man den Gurt schnell befestigen und wieder abnehmen kann. Dann habe ich einfach mal etwas gebastelt. Neun Prototypen später wurde ein richtiges Produkt daraus. Nun habe ich eine kleine Produktion an der Backe.
Aber das macht mir mächtig Spaß und ist eine tolle Abwechslung zur Fotografie. Mittlerweile lasse ich die Gurte in einer kleinen Ledermanufaktur bei Hamburg produzieren. Ich liebe es mit der Sattlerin zu basteln und neue Ideen zu entwickeln. Ich glaube aber auch, dass sie ganz schön genervt von mir ist 😉
Einige meiner Leser kannten bislang dein Magazin „Hashtag“ noch nicht. Worum geht es in dem Magazin ?
Ich fotografiere viel für mich selbst, aber mich nervt es, dass die Bilder auf Online-Plattformen einfach so durchrauschen. Also dachte ich mir, dass ich von Zeit zu Zeit eine Auswahl meiner Bilder in ein eigenes Magazin packe. So habe ich die Möglichkeit auch Einzelbildern oder kleinen Strecken Raum zu geben, für die ein Buch zu umfangreich wäre.
Was ist der FOTOSCHNACK (für die, die den bislang nicht kennen ) ?
Das ist eine monatliche Talksendung, die ich mit meinem Freund und Kollegen Gunther Wegner mache. Wie der Name schon sagt, schnacken wir dort über Fotografie. Schaut einfach mal rein. Einfach bei YouTube nach „Fotoschnack“ suchen.
Welches ist deine liebste Webseite / Buch / Blog o.ä. über Fotografie und warum ?
Ich lese selbst kaum andere Fotografieblogs, weil ich versuche mich möglichst frei von zu vielen äußeren Einflüssen zu halten. Ich kaufe mir lieber Fotobücher. Für Inspiration verwende ich auch sehr gerne Pinterest.
Wie kam es zu deinem „Projekt“ mit Andreas Jorns und was ist da euer Antrieb ?
Mir ist kein Projekt mit Andreas bekannt 😉 Ich war lediglich zu einem Vortragsabend bei ihm in Haan und er kommt zu mir nach Hamburg. Das machen wir, weil wir da Lust zu haben und uns ganz gut verstehen. Vieles sehen wir ähnlich. Die Chemie passt.
Was sind deine Ziele für die nächsten Jahre ?
Eine Million Gurte verkaufen und so reich werden, dass ich nur noch das fotografieren kann, was mich persönlich interessiert 😉
Gibt es zum Schluß noch einen Tip, den du gerne an andere Fotografen weitergeben würdest ?
Seid nett zueinander. Unsere kleine Fotografie-Blase ist nicht der Nabel der Welt.
Patrick, vielen Dank für das Gespräch und weiterhin immer ein lohnendes Motiv vor der Kamera !