Smartphone Fotografie – Modul 4 – Lektion 6

Wenn der Tag zuende geht

Wenn der Tag zu Ende geht, dann ziehe ich los um meine Sicht auf die Dinge fotografisch festzuhalten, allerdings meisten mit meiner Kamera. Das aber auch mit dem Smartphone Langzeitbelichtungen möglich sind möchte ich dir in dieser Lektion zeigen.

Meine Leidenschaft zur Fotografie (und hier speziell zu sogenannten „Langzeitbelichtungen“ oder der „Fotografie im Dunkeln“ allgemein) sind meinem damaligen Job als Revisor geschuldet. In dieser Zeit war ich des öfteren quer durch Deutschland unterwegs und hatte erst am Abend Freizeit und somit Gelegenheit zum fotografieren. Und was kann man schon in der Dunkelheit „ablichten“ ?

Darum soll es in diesem Artikel gehen, denn Langzeitbelichtungen ist ein Thema, das vielseitiger ist, als man zuerst vermuten würde… denn nicht jede Langzeitbelichtung ist in der Nacht entstanden, und nicht jede Nachtaufnahme ist eine Langzeitbelichtung !

Noch ein Tipp:
Wer sein Smartphone auf dem Stativ befestigt, kann – um das Ergebnis zu optimieren – vor dem Abdrücken, in den Optionen den Selbstauslöser auf eine Zeit von zwei Sekunden einstellen. Denn: Beim Antippen versetzt du das Handy ins Wanken. Mit eingeschaltetem Selbstauslöser und nach zwei Sekunden dürfte das Gerät absolut still stehen und ein noch schärferes Foto aufnehmen.

Langzeitbelichtungen mit dem Smartphone

Immer mehr Smartphones bietet die Funktion einer Langzeitbelichtung an. Maximale Belichtungszeiten bis zu 30 Sekunden sind keine Seltenheit mehr. Bei manchen Modellen lässt sich die Belichtungszeit sogar komplett frei wählen. So kannst du sogar Sternenbahnen (sogenannte „Startrails“) einfangen. Es gibt inzwischen auch Modelle mit speziellen Modi für „Lichtzieher“ oder „weiches Wasser“.

Welche Funktion dein Smartphone bietet, findest du in der Bedienungsanleitung. Der Vollständigkeit halber seien die Möglichkeiten aber auch hier beschrieben.

So funktioniert eine Langzeitbelichtung

Von einer Langzeitbelichtung spricht man, wenn die Belichtungszeit mehrere Sekunden beträgt. In dieser Zeit zeichnet der Sensor dein Bild auf. Im Normalfall nimmt der Sensor ein Bild in einem Bruchteil einer Sekunde auf. Bei viel Licht werden Verschlusszeiten von 1/1000 Sekunde erreicht; in Innenräumen, bei weniger guten Lichtbedingungen, beträgt die Verschlusszeit auch schon mal 1/10 Sekunde.

D.h. je dunkler es ist, desto länger muss der Sensor belichtet werden, um ein ordentlich belichtetes Bild zu erzeugen. Es wird mit zunehmender Dunkelheit also immer schwieriger, ein scharfes Bild zu bekommen, denn du mußt ja die ganze Zeit dein Smartphone ruhig halten. Und schaffst du das 1 Sekunde lang oder mehr? Eine Abhilfe schaffen die Hersteller mit optischen Bildstabilisatoren und sensibilisieren gleichzeitig den Sensor für höhere ISO-Werte. Diesen Punkt haben wir zum teil ja schon im Technik-Modul besprochen.

Das benötigst du für eine Langzeitbelichtung

Bei solch langen Belichtungszeiten kommst du um ein Stativ nicht herum. Du darfst dein Handy ja während der Belichtungszeit nicht bewegen. Am besten fixierst du es mit Hilfe einer Stativs- oder mit einem entfremdeten Selfie-Sticks. Wenn du beides nicht zur Hand hast, dann kannst du das Handy auch irgendwo anlehnen. Achte aber stets auf einen sicheren Stand! Ein besseres und schärferes Ergebnis bekommst du aber auf jeden Fall mit dem Stativ. In der Lektion „Zubehör“ findest du ein paar Tipps zum Thema Stativ.

Wenn dein Smartphone keine Langzeitbelichtung anbietet, kannst du die Funktion per App „nachrüsten“. Wirklich gute Apps gibt es derzeit aber nur für das iPhone. Hier empfehle ich dir Slow Shutter Cam (2,29 €) oder ProCam 7 (9,99 €).

Nun brauchst du nur noch eine tolle Idee für eine Langzeitbelichtung. Im Anschluß gebe ich dir ein paar Inspirationen.

Langzeitbelichtung mit dem iPhone

Auch die Nutzer eines iPhones haben bereits ab Werk die Möglichkeit, eine Langzeitbelichtungs-Funktion zu nutzen. Allerdings ist die Funktion etwas versteckt bzw. funktioniert etwas anders, als es bei Fotoapparaten üblich ist.

So wird bei der Live-Foto-Funktion, in der sich die Langzeitbelichtung befindet, ein sehr kurzes Video aufgenommen, das lediglich durch eine Abfolge von Einzelbildern erzeugt wird. In der Postproduktion erstellt das iPhone bei Bedarf ein Einzelbild aus dem zuvor aufgenommenen Bildmaterial. Somit wird hier nicht der Sensor länger belichtet. Stattdessen ist es eine reine Software-Lösung.

Lichtzieher festzuhalten oder Bewegungen auf ein Foto zu bannen gelingt mit einem iPhone nicht über manuelle Einstellungen oder einem speziellen Nacht- oder Lichtmalerei-Modus. Somit gestaltet sich die Erstellung etwas komplizierter als bei den Kollegen der Android-Fraktion. Willst du Licht „in Bewegung“ aufnehmen, musst du in der Foto-App in den Modus „Live-Foto“ schalten. Dann wird per Auslöse-Button ein Bild der Szene aufgenommen.

Da die Kamera eine Abfolge mehrerer Fotos speichert, können beispielsweise Bewegungen im Nachhinein dargestellt werden, die bei der Weiterverarbeitung der Live-Fotos auf unterschiedliche Art und Weise frisiert werden können. So können unter Endlosschleifen ohne Anfang und Ende oder mit definierten Anfangs- und Schlusspunkt entstehen. In dieser Nachbearbeitungs-Software versteckt sich der Langzeitbelichtungs-Modus Apples. Um dort hinzukommen, sind folgende Schritte zu erledigen:

– Kamera-App starten

– Live-Foto sollte schon ausgewählt sein

– Foto schießen

– Bild auswählen

– Auf dem Bild von unten nach oben wischen

– unter „Effekte“ den Unterpunkt „Langzeitbelichtung“ auswählen

Nachdem das Live-Foto aufgenommen wurde, speichert Apple die gesamten Bildinformationen aller Einzelfotos auf dem iPhone. So kann der Langzeitbelichtungs-Effekt auf Apple-Geräten immer wieder entfernt oder neu aufgelegt werden. Willst du nun jedoch nur das Endresultat speichern, muss das Bild beispielsweise verschickt werden. Mit diesem „Workaround“ braucht es einige Übung oder auch Versuche bis ein Bild entsteht, dass mit wenigen Handgriffen in den manuellen Einstellungen eines Android-Geräts erledigt ist. Hier wäre ein manueller Modus die bessere Option.

Mit der Apple-Langzeitbelichtung lassen sich sehr ordentliche Ergebnisse erzielen, solange man sich im Belichtungszeitraum der Live-Foto-Funktion bewegt. Soll ein Objekt oder eine Szene doch etwas länger belichtet werden, ist eine zusätzliche App jedoch unumgänglich. Welche ich da empfehle, habe ich dir ja schon weiter oben berichtet.

Sonnenuntergang

Bevor der Tag jedoch zu Ende geht, kommt erst einmal noch der Sonnenuntergang. Im Prinzip gelten hier die gleichen Regeln, wie beim Sonnenaufgang (wenn du die noch nicht gelesen hast, dann geh nochmal zurück). Hier nochmal kurz zusammengefasst:

– Equipment zusammen packen
– Tour vorplanen
– Fotos unterbelichten
– Fotos in RAW aufnehmen
– Stativ verwenden

Finde zuerst den Vordergrund

Das beste Rezept für ein gutes Sonnenuntergangsfoto besteht darin, irgendein interessantes Objekt in den Vordergrund zu rücken. Das könnte ein Teich sein, eine Seebrücke oder was auch immer sonst. Finde einfach etwas Interessantes, um es in den Vordergrund zu stellen. Damit lässt du dein Bild dreidimensional wirken.

Platziere die Horizontlinie nicht in der Mitte des Fotos

Eine allgemeine Regel beim Sonnenuntergang fotografieren besagt, den Horizont im unteren Drittel des Fotos zu platzieren. Wenn der Sonnenuntergang jedoch eher trüb und schwer wirkt, dann solltest du ihn im oberen Drittel platzieren. Die Drittelregelung leistet dir auch hier gute Dienste.

Behalte den Rückspiegel im Blick

Sonnenuntergang fotografieren bedeutet nicht nur die Sonne zu fotografieren. Manchmal spielen sich die schönsten Szenen gerade hinter dir ab, wenn du Richtung Sonne schaust. Verpasse diese prächtigen Landschaften nicht – dreh dich ab und zu um und beobachte deine Umgebung. Der Sonnenuntergang erzeugt wunderschönes, warmes Licht, welches weich auf die Landschaft fällt. Vergiss also nicht, über deine Schulter zu sehen.

Bleibe länger

Der Himmel wird sich für gewöhnlich etwa 25 Minuten nachdem die Sonne unterm Horizont abtaucht, noch einmal mit Farben aufhellen. Die meisten Fotografen verpassen diesen zweiten Sonnenuntergang – und dabei ist er meistens schöner als der Erste!

Sonnenuntergang

Vergiss den Auto-Weißabgleich

Schalte den Weißabgleich auf „Schatten“ um, und du wirst wunderschöne warme, goldene Farbtöne aus dem Sonnenuntergang herausholen.

Warte auf die richtigen Wolken

DIe idealen Bedingungen zum Sonnenuntergang fotografieren herrschen an einem teilweise bewölkten Tag. Wenn die Wolken nur eine flache, graue Decke bilden, wird es nichts mit dem Sonnenuntergang. Warte auf lückenhafte Wolkenfelder.

Blaue Stunde

Nachdem die Sonne dann nun endgültig untergegangen ist, ist es Zeit für die „blaue Stunde“. Mit dem Begriff „blaue Stunde“ ist die besondere Färbung des Himmels gemeint, die während der Dämmerung nach dem Sonnenuntergang, aber noch vor Eintritt der kompletten Dunkelheit eintritt. Dabei ist die Sonne schon komplett hinter dem Horizont verschwunden. Eigentlich ist der Begriff „Stunde“ etwas verwirrend, denn meist beträgt die Zeitspanne in unseren Breitengraden lediglich 15-20 Minuten !

Für das Auge ist es eigentlich schon mehr oder weniger dunkel, durch die längeren Belichtungszeiten wird aber das vorhandene Restlicht gesammelt und belohnt die Fotos mit einem tiefen und satten Blau (vorausgesetzt, der Himmel ist nahezu Wolkenfrei).

Blaue-Stunde-Hannover

Wer sich vorab schon informieren will, der kann sich über die genauen Zeiten des Sonnenuntergangs, der Sonnenrichtung, der Mondphasen und vieles mehr z.B. mit einer App informieren: http://app.photoephemeris.com/

Wem das zu kompliziert ist, der kann sich auch über den Dämmerungsrechner von Jens Koßmagk schlau machen.

Blaue Stunde richtig fotografieren

Um die blaue Stunde richtig auf das Foto bannen zu können, sollte man ein paar Dinge beachten, denn es ist zum richtigen Zeitpunkt nur noch wenig Licht vorhanden.

Daher ist eine gewisse Vorbereitung notwendig. Du solltest dich rechtzeitig am gewünschten Ort einfinden (ruhig schon 30 Minuten früher), damit du deine Kamera/Stativ in Ruhe aufbauen und ausrichten kannst. Hilfreich ist natürlich auch ein Fernauslöser, um Verwicklungen beim Auslösen der Kamera zu vermeiden. Wer keinen Fernauslöser hat, kann das ganze auch mit dem verzögerten Selbstauslöser der Kamera umsetzen. Danach geht es an die Kameraeinstellungen.

Blaute-Stunde-Koeln

Kameraeinstellungen „Blaue Stunde“

Den Weißabgleich stelle ich auf „Wolkig“. Das entspricht etwa einem Wert von 6000 Kelvin. Steht der Weißabgleich auf „Automatisch“, so versuchen manche Kameras, den Blaustich herauszurechnen.. und das ist ja nicht das, was ich will !

Wer natürlich in RAW fotografiert (und das kann ich jedem nur anraten), der kann den Weißabgleich natürlich auch später am Computer verlustfrei ändern.

Da ich die Werte wie ISO und Belichtungszeit selbst bestimmen will, steht die Kamera natürlich im manuellen Modus (M).

blauestunde

Den ISO-Wert belasse ich fest auf der niedrigsten Stufe, also meist bei einem Wert von 100. Die Belichtungszeit variiert natürlich immer durch die örtlichen Gegebenheiten. Ich fange meist mit 1bis 4 sec. an und arbeite mich dann an die optimale Belichtungszeit heran (tw. bis zu 30 sec.).

Würde die optimale Belichtungszeit über 30 sec. liegen, so würde ich die ISO-Empfindlichkeit lieber verdoppeln, um die Belichtungszeit zu verkürzen. Aber die Grenze läge bei mir bei max. ISO 400.

Blaue-Stunde-Meer

Lichtzieher

Die Lichter von vorbeifahrenden Fahrzeugen lassen sich abends oder nachts als sogenannte „Lichtzieher“ im Bild festhalten. Dazu suchst du dir am Besten einen Standort in einer Kurve, vor einem Berg oder auf einer Brücke, positionierst dein Handy auf dem Stativ und richtest es aus. Da das Smartphone beziehungsweise die App den Rest übernimmt, kannst du dich auf die Bildgestaltung konzentrieren.