Smartphone Fotografie – Modul 4 – Lektion 1

So findest du Motive

Motive gibt es quasi überall, du mußt nur ein wenig schauen. Dabei ist es egal, ob du in der Stadt, im Zoo, in einem Gebäude, in der freien Natur oder auf Reisen bist: Sei flexibel und halte die Augen offen! Ich kann dir auch eines versprechen: Dein fotografisches Auge wird immer besser, je länger du dich mit der Fotografie beschäftigst.

Fotogenre in der Fotografie

Es gibt unendlich viele Fotomotive und Fotogenre: Porträt, Familie, Sport, Wildlife, Natur, Landschaft, Makro, Tiere, Hochzeit, Schwangerschaft, Baby, Haustiere, Astrofotografie, Architektur, Food, Stillleben, Lost Places, Streetfotografie, Unterwasserfotografie, Eventfotografie, Langzeitbelichtung, Lichtmalerei und noch sooo viel mehr.

Jedes dieser Themen bietet unterschiedliche Chancen und Herausforderungen für dich als Fotograf. Jedes Motiv hat seinen Reiz bzw. seinen eigenen Charme. Und jedes Motiv möchte von dir entdeckt werden. Mein Tip: Hast du ein Motiv entdeckt? Dann setz dein Bild auch zeitnah (am Besten sofort) um, denn wie schnell ist eine Lichtstimmung verschwunden und kehrt nicht so schnell wieder?

Lohnende Motive erkennen

Was immer wieder in der Fotografie wirkt, sind Kontraste und Strukturen. Aber darauf gehe ich in den nächsten Beiträgen genauer ein. Halte Ausschau nach Dingen, die nicht jeder „Tourist“ im vorbeigehen auch fotografieren kann. Wenn du ein interessantes Objekt gefunden hast, dann geh drum herum, schau es dir von allen Seiten an, von oben, von unten und versuche eine spannende Ansicht zu finden.

struktur

Lass dir Zeit bei der Motivsuche

Eine der wichtigsten Aspekte bei der Motivsuche ist die Entschleunigung. Wenn du nach japanischer Touristenmethode Sehenswürdigkeiten sammelst, wirst du wohl kaum gute Bilder mit nach Hause bringen.

Lass die Dinge um dich herum auf dich wirken. Komme bei der Motivsuche zur Ruhe und baue eine gewisse „Beziehung“ zum Objekt auf. Dadurch entdeckst du oft Details, die dem flüchtigen Betrachter entgehen.

Beherzigst du folgende Tipps, dann bist du schon auf einem guten Weg:

1. Konzentriere dich bei der Bildgestaltung auf das Wesentliche

2. Versuche nicht zu viel Details in deinem Bild unterzubringen

3. Frage dich, ob der spätere Betrachter die Kernaussage deines Bildes leicht erfassen kann

4. Du solltest auch mal den „Turnschuh-Zoom“ (das heißt, das du näher ans Motiv rangehst) nutzen

Es ist immer der Fotograf, der mit seiner Kreativität das Bild macht. Die richtige Komposition ist ein Werkzeug, um die Wirkung eines Bildes zu steigern. Wenn Bildinhalt und -aussage übereinstimmen, hilft eine gute Komposition und ein klarer Aufbau dabei ein einzigartiges Foto zu schaffen.

Was willst du mit deinem Foto ausdrücken?

Erste und wichtigste Regel der Bildgestaltung ist die Bildaussage. Was willst du mit dem Foto ausdrücken? Eine bestimmte Stimmung? Willst du ein besonderes Detail hervorheben? Willst du die Landschaft ausdrucksstark in Szene setzen?

Was auch immer du mit einem Foto ausdrücken willst, es muss für den Betrachter sofort erkennbar sein! Mit sofort meine ich auch sofort! Musst du auch nur 5 Sekunden überlegen, was mit dem Foto ausgesagt werden soll, kannst du das Bild eigentlich schon wieder löschen.

Wer kennt es nicht, die Fotoabende bei Freunden wo zahlreiche Urlaubsfotos präsentiert werden? Man wünscht sich, dass man bald alle Fotos gesehen hat. Warum? Weil eines langweiliger ist als das andere. Grund: in den meisten Fällen fehlt die Bildaussage oder eben das Hauptmotiv, es sind eben nur Schnappschüsse, ohne jegliches Konzept.

Norderney

Genau so verhält es sich auch in den sozialen Medien. Bei der Bilderflut scrollt der Betrachter über die meisten Fotos hinweg. Dein Foto sollte was besonderes sein, bei dem der Betrachter gar nicht anders kann, als sich das Bild genauer anzuschauen.

Wer ist der Hauptdarsteller auf deinem Foto?

Gerade wenn du z.B. mit einem Weitwinkelobjektiv fotografierst, hast du ja den „Nachteil“, dass du unendlich viele Objekte gleichzeitig auf deinem Bild abbilden kannst. Du solltest dich aber dennoch beschränken, denn mit Fotos ist es wie mit einem guten Film: Es gibt einen Hauptdarsteller. Die Betrachter erkennen ihn, und alles in deiner Komposition trägt dazu bei, um ihn perfekt in Szene zu setzen: Licht, Perspektive, Fokus, Gestaltungselemente und nicht zuletzt die Handlung.

Ist das Hauptmotiv zu klein, wird der Betrachter deiner Fotos es vielleicht nicht als Hauptmotiv erkennen. Sind zu viele (unwichtige) Dinge im Bild, dann besteht die Gefahr, dass der Sinn deines Fotos möglicherweise verfehlt wird. Suche dir ein wichtiges Detail heraus und setze dieses in Szene. Wenn dein Motiv mehr als ein wichtiges Detail besitzt, dann mache von jedem Detail ein eigenes Foto! Denn es gilt: Pro Foto nur ein Hauptmotiv (wenn möglich)!

Hauptdarsteller

5 Tips um dein Hauptmotiv zu finden

1. Finde das, was dich fasziniert

Was hat dich innehalten lassen, bevor du überlegt hast, dieses Foto zu machen? Das sollte dein Hauptmotiv werden. Eine tolle Lichtsituation? Ein spannendes Gesicht?

2. Wie kannst du die Faszination im Bild zeigen?

Ist das Motiv schon klar genug im Bild? Stört etwas die Wirkung? Von jetzt an ist deine Mission: Mache das Einzigartige der Situation sichtbar!

3. Trenne dich von Unwichtigem

Bevor du an deiner Technik oder deinem Unvermögen zweifelst, liegt es in der Regel erst einmal an zu viel, was du im Foto hast. Räume dein Foto etwas auf. Denn weniger ist mehr und genau das Wenige betont dein Hauptmotiv.

4. Was kannst du zeigen, was nicht?

Ist das Motiv etwas Persönliches – die Stimmung eines Abends oder das Haustier, das dir viel bedeutet – ist das okay. Aber die Verbindung zu dir lässt sich nicht immer im Foto so darstellen. Sei kritisch, denke an die Wirkung, wenn ein Fremder deine Fotos anschaut. Gute Fotos funktionieren ohne Erklärung.

5. Habe Ausdauer

Oft sind nicht so gelungene Fotos einzig und allein aus Ungeduld heraus nicht gut geworden. Bleib dran an deiner Idee und deinem Motiv. Fotografiere eher ein Foto mehr und probiere eine neue Perspektive aus. Gib nicht so schnell auf, dann wirst auch du sicherlich mit einem guten Foto belohnt werden.

Als Anregung habe ich dir zwei Beispiele mitgebracht, die immer ein lohnendes Motiv darstellen:

Schatten

Schatten sind eigentlich immer ein dankbares Motiv. Und Schatten gibt es eigentlich zu jeder Tageszeit, denn wo Licht ist, ist auch Schatten! Nur die Ausprägung der Schatten wird von den jeweiligen Lichtverhältnissen bestimmt.

Vor allem in den Morgen- und Abendstunden findest du ganz spezielle Schattenspiele: Dann, wenn die Sonne flach auf die Erde fällt und im Streiflicht lange Schatten produziert. Aber auch die Wintermonate eignen sich besonders, da die Sonne auch am Tag sehr tief steht und schöne, lange Schatten wirft.

Schatten

Dabei macht es auch Sinn, nicht immer das Motiv zusammen mit dem Schatten aufzunehmen, sondern sich auch evt. nur den Schatten anzuschauen und diesen dann auch entsprechend abzulichten. Bilder mit Schatten eignen sich – vor allem auch wegen des hohen Kontrastes – vorzüglich als Scherz-Weiß-Aufnahme.

Tipps zum Fotografieren von Schatten

  1. Fotografiere – wenn möglich – im RAW-Format. Die digitalen Negative lassen dir beim Bearbeiten und Korrigieren des Bildes viel mehr Spielraum
  2. Nimm dir Zeit für die Motivwahl. Lieber mit 12 guten Fotos nach Hause kommen als mit 300 halbherzigen, die du später sowieso wieder löschen wirst.
  3. Besuche deine Motive auch einmal zu unterschiedlichen Tageszeiten. Die Schatten verändern sich sehr schnell und die Bildwirkung ist jedesmal eine andere.

schatten

Spiegelungen

Spiegelungen fotografieren hat seinen besonderen Reiz. Die Bilder wirken auf unsere Augen immer sehr speziell. Vor allem, wenn nicht gleich sichtbar ist, was im Bild gespiegelt wurde.

Spiegelungen von Gebäuden und Fassaden oder Spiegelungen in stillen Gewässern sollten fest zu deinem Motivrepertoire gehören. Spiegelungen überraschen immer wieder: Sie spiegeln die Welt um uns und ziehen das Auge des Betrachters magisch an. Es müssen aber nicht nur Spiegelungen in Gewässern sein: Auch gläserne oder metallene Flächen eignen sich für Spiegelungen sehr gut. Denke nur an die Fenster eines modernen Hochhauskomplexes mit der klassischen Spiegelung eines alten Gebäudes. Die Spiegelung einer Strassenszene auf dem polierten Metall eines Autos, Rückspiegel von Fahrzeugen, Weihnachts- oder Glaskugeln etc. Auch hier sind die Motive schier unendlich.

Spiegelungen im Wasser

Da die Luftbewegungen am frühen Morgen oder späten Abend deutlich kleiner sind, eignen sich Randstunden des Tages ideal für Spiegelungen im Wasser. Die Wasseroberfläche ist dann bestenfalls spiegelglatt. Aber auch leicht gekräuseltes Wasser bringt mit langen Belichtungen noch tolle Spiegeleffekte.

Um möglichst viel von der Spiegelung aufs Bild zu bringen, gehe möglichst nahe an die Wasseroberfläche heran. Bei Spiegelungen macht es Sinn, die Spiegelachse genau in die Mitte zu legen und ein symmetrisches, harmonisches Bild zu erzeugen. Es sind dann oft kaum Unterschiede zwischen Wirklichkeit und Spiegelungen zu erkennen. Manchmal ist es auch spannend das Bild nachher vertikal zu spiegeln und/oder nur die Spiegelung aufzunehmen. Dann wird der Betrachter dazu angeregt, das fehlende zu ergänzen. Auf keinen Fall solltest du die Spiegelung im Wasser abschneiden.

Spiegelung

Tipps zur Aufnahme von Spiegelungen

Ist die Wasseroberfläche zu unruhig, kannst du eine Langzeitbelichtung ins Auge fassen: Montiere deine Kamera auf einem Stativ und schrauben vor das Objektiv einen genügend starken Graufilter (dazu kommen wir noch, wenn wir uns über das Zubehör kümmern). Dieser schluckt je nach Dichte unterschiedlich viel Licht und ermöglicht es, mit längeren Verschlusszeiten zu arbeiten. Damit kann man dann das Wasser glätten und die Spiegelungen kommen mehr zur Geltung.

Einen tollen Effekt kannst du auch erreichen, wenn du nicht reflektierende Elemente in die Bildgestaltung miteinbeziehst: Ein Ast, der von der Seite ins Bild ragt, Steine im Vordergrund usw.

Ausrüstungstipps

Für Spiegelungen in Gewässern benötigst du in der Regel eine kurze Brennweite – also ein Weitwinkelobjektiv. Die Weitwinkel-Brennweiten bewegen sich von 12 bis etwa 35 mm. So bekommst du mehr von der Spiegelung auf dein Bild und erreichst damit eine gute Tiefenwirkung.

Für knackig scharfe Aufnahmen ist oft ein Stativ nötig. So kannst du eine kleine Blendenöffnung (große Blendenzahl) wählen (z.B. f/8, f/11, f/16) und damit eine grosse Schärfentiefe erreichen. Wenn du mit dem Stativ arbeitest, stelle bitte den Bildstabilisator aus. Zum Auslösen benutze am Besten einen Fernauslöser. So vermeidest du auch die kleinsten Erschütterungen.

Spiegelung