Smartphone Fotografie – Modul 6 – Lektion 2

Fototipps II

Während wir uns in der ersten Lektion hauptsächlich mit „Sachthemen“ befasst haben, möchte ich dir heute speziell zum Oberthema „Peoplefotografie“ noch ein paar Tipps geben.

Das Selfie

Warum sollte man überhaupt Selbstportraits von sich schießen wollen? Braucht du vielleicht ein neues Profilbild für Social Media? Oder willst du üben mit der Kamera umzugehen? Ab wann ist ein sogenanntes Selfie ein Selfie?

Zu den Selbstportraits gehören alle Fotos, diedu von dir  selbstanfertigst. Dabei muss nicht unbedingt das Gesicht erkennbar sein; es können auch nur Körperteile oder Spiegelungen zu sehen sein.

Ich finde ein Selbstportrait zählt auch dann dazu, wenn ich die Bildkomposition bestimme, die Pose ausdenke, die Kameraeinstellungen vornehme und dann jemanden in die Hand drücke, der den Auslöser betätigt. Vielleicht zählen andere das schon als Portrait, aber so richtig viel hat derjenige, der das Smartphone bedient, ja nichtzum Bildergebnis beigetragen.

Die Technik

Du solltest Selfies grundsätzlich mit einem Selfie-Stick machen. Dann hast du etwas mehr Gestaltungsspielraum, was die Bildgestaltung angeht. Und du hast dann meistens auch noch einen Bluetooth-Fernauslöser zur Verfügung, der dir das Auslösen deines Smartphones extrem erleichtert.

Die Lichtquelle

Wo macht man Selbstportraits am Besten?

Natürliches Licht ist immer gut und am besten sind da natürlich große Fenster, durch die indirektes Licht kommt. Indirektes Licht bedeutet, dass dir die Sonne nicht mega fett ins Gesicht strahlt, sondern du komplett gleichmäßig ausgeleuchtet bist. Wenn du deine Hand in das Licht am Fenster hältst, sollten deine kleinen Fältchen und Linien gleichmäßig ausgeleuchtet sein und keine tiefen Schatten haben.

Schatten

Wenn das Licht doch direkt ins Fenster scheint, dann such dir eine Stelle, wo dein Gesicht noch eher im Schatten ist. Das Licht aus dem Fenster sollte – je nachdem wie dramatisch du es haben willst – von der Seite oder im 45° Winkel seitlich von vorne kommen.

Posing

Das ist der schwierigere Teil. Wie funktioniert eigentlich das Posting beim Selbstportrait?

Willst du einfach nur ein Portrait von dir machen? Leg los! Willst du eine Geschichte zeigen? Leg los – aber überleg dir vorher, was du genau zeigen willst und wie du deine Pose entsprechend anpasst.

Schieß 3 Bilder, schieß 30 Bilder, schieß 300 Bilder. Das gute bei Selbstportraits ist ja, dass du niemanden nerven kannst, wenn du nicht zufrieden bist (außer eben dich selbst…). Mach lieber ein paar mehr Bilder als zu wenig… hinterher sitzt du am PC und alles stimmt, außer der Fokus und das hast du auf dem kleinen Kameradisplay nicht gesehen. Verdammt!

Es ist niemand da, der dich beobachtet und der die Bilder hinterher sehen musst, wenn du es nicht willst. Also probier dich aus! Mach was verrücktes, sei zart, verspielt, verletzlich oder stark. Teste es einfach mal. Du kannst auch erst vor dem Spiegel „üben“, wenn du nicht jedes Mal ein Foto machen willst.

Nimm deine Hände als „Accessoire“ oder irgendwas anderes. Schau in die Kamera oder schau in die Ferne. Es gibt nichts Falsches!

Wenn du das Gefühl hast, dass du auf Selbstportraits einfach komisch aussiehst oder irgendwas sich komisch anfühlt, dann versuch mal ganz du selbst zu sein. Wenn das eben nicht funktioniert, dann schauspieler ein bisschen. Denk dir eine Figur aus. Wen findest du stark? Emma Watson? Tu so, als wärst du Emma Watson. Ihre Bilder sehen immer so schön aus… geh ganz darin auf Emma Watson zu sein; nimm ihre Stärke und ihr Selbstbewusstsein an. Und schau mal, ob die Portraits dann besser sind!

Selbstwahrnhemung / Fremdwahrnehmung

Ich finde es ja immer wieder erstaunlich, wie sehr Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung auseinander gehen. Bilder, die ich schon fast aussortiert hätte, finden andere mega toll.

Also hab ich auch mal ein solches Foto genommen und online gestellt. Die Reaktion war unglaublich; so viele positive Bemerkungen zu einem Foto hatte ich selten – da stimmte die Fremdwahrnehmung überhaupt nicht mit der Selbstwahrnehmung überein.

Wenn du dir unsicher bist, welches Selbstportrait du benutzen sollst, frag ruhig mal deinen Freund oder Freundin oder auch die Geschwister. Du wirst erstaunt sein, welche Fotos sie bevorzugen und warum.

Portraitfotografie

Die beliebteste und wohl bekannteste Art der Fotografie ist die Portraitfotografie. Denn Portraits und Fotos unserer Liebsten sind wichtige Erinnerungsstücke. Portraits zu fotografieren und zu bearbeiten gehört nicht umsonst zu der Königsdisziplin der Fotografie. Denn gute Fotos von Menschen zu machen, erfordert sehr viel Geschick.

Achte bei der Erstellung eines Portraits darauf, dass es immer darauf ankommt, welchen Effekt du mit dem Foto erzielen willst. An diesem Effekt orientieren sich alle Punkte deines Fotos: Die Pose der Person, der passende Hintergrund und vor allem die Beleuchtung.

Um die porträtierte Person vom Hintergrund hervorzuheben, sollte der Hintergrund möglichst unscharf sein. Das erreichst du durch die Wahl einer kleinenBlendenzahl. Außerdem sollte der Hintergrund möglichst ruhig sein und es sollten der Person keine Gegenstände aus dem Kopf wachsen (Laternenpfähle oder Äste).

ACHTUNG: Bei der Portraitfotografie bedarf es einer ausdrücklichen Zustimmung der abgebildeten Person(en), bereits wenn das Foto aufgenommen wird und zusätzlich, wenn es veröffentlicht werden soll (mündlich oder schriftlich – am Besten immer schriftlich).

Perspektiven in der Porträtfotografie

Auch für die Porträtfotografie kann man die drei vertikalen Perspektiven Froschperspektive, Zentralperspektive und Vogelperspektive anwenden. Meist wird man allerdings auf die Zentralperspektive setzen und die Person damit so darstellen, wie der Betrachter sie im Normalfall auch sehen wird. Es ist meist vorteilhaft, immer auf Augenhöhe zu fotografieren.

Die Froschperspektive bietet sich an, um Personen wichtig und imposant darzustellen. Die Person wirkt damit mächtig und stark, aber auch hochnäsig und eingebildet. Der Betrachter schaut zu der Person auf, sie steht über ihm. In der Malerei wurden Herrscher oft auf diese Weise dargestellt, die Bilder wurden zudem erhöht in Sälen aufgehängt, um den Effekt zu verstärken.

portrait

Beleuchtung

In der Porträtphotographie wird die Beleuchtung gerne gezielt gestaltet, mit Leuchten oder Blitzgeräten, da ein aufgehelltes Gesicht freundlicher und ansprechender wirkt. Wichtig ist, dass der Blitz dezent gehalten wird, um Schlagschatten und Reflexionen zu vermeiden.

Indirekter Blitz wirkt sich hierbei meist günstiger aus als direkter und ist auch ein sicheres Mittel gegen den unschönen Roten-Augen-Effekt. Mit mehreren positionierbaren Lichtquellen läßt sich der erwünschte Beleuchtungseffekt natürlich einfacher erreichen als mit nur einer Lichtquelle.

Konzertfotografie

Wenn du auf einem Konzert oder einer anderen Veranstaltung fotografieren möchtest, musst du das erst einmal mit dem Veranstalter und den Künstlern klären. Ist das erledigt und du hast die Genehmigung bekommen, kannst du loslegen.

Was du beim Fotografieren beachten solltest, ist, dass du die Atmosphäre, also die Stimmung, mit in das Bild bringst. Du musst dazu den Weißabgleich (WB) passend einstellen und auch auf die Belichtungszeit achten, was schnell ein Problem darstellen kann. Denn ist die Belichtungszeit zu lang, verwackelt das Bild, da sich beispielsweise die Leute auf der Bühne viel bewegen. Stellst du sie zu kurz ein, wird das ganze Bild zu dunkel.

Du kannst aber durch das Einstellen von ISO (der Lichtempfindlichkeit) die Belichtungszeit relativ kurz halten und trotzdem ausreichend belichten. Es entsteht dabei jedoch die Gefahr, dass das Bild “rauscht”.

Konzertfotografie

Aktfotografie

Die Aktfotografie beschäftigt sich mit der Darstellung des menschlichen Körpers, so dass Modell hierbei für gewöhnlich nackt oder nur leicht bekleidet abgebildet werden. Entsprechend kann man zwischen Vollakt (vollständig nackt) und Halbakt (halb bekleidet) unterscheiden. Die Aktphotographie ist ein sehr anspruchsvolles Gebiet der Fotografie. Sie erfordert ein großes Vertrauen zwischen Fotograf und Model.

Das A&O dieser Art von Fotografie ist die Lichtführung. Natürlich bedarf es auch hier eines Vertrags, damit du die Bilder hinterher auch verwenden darfst. Ich persönlich mag Aktbilder sehr gerne, wenn sie eigentlich nicht viel zeigen und wenn sie in der Bearbeitung in Schwarzweißfotos umgewandelt werden.

akt

Newborn Fotografie

Neugeborenenfotografie ist für jeden Fotografen eine Hürde. Denn hierbei kommt es darauf an, Babys so zu fotografieren, dass diese geborgen und sicher fotografiert werden können.

Bei der Neugeborenenfotografie handelt es sich um Fotos, die üblicherweise innerhalb der ersten 14 Tage des Babys geschossen werden. Denn in dieser Zeit schlafen Babys die meiste Zeit des Tages. Das kommt Ihnen beim Fotografieren zu Gute.

Wichtig ist, dass beim Shooting viel Zeit eingeplant wird. Denn zwischendurch muss das Baby eventuell gestillt oder gewickelt werden. Nützlich für die Neugeborenenfotografie ist ein sogenannter „Posing Beanbag„. Das ist ein großer, sicherer Sitzsack, der sich an die Posen des Babys anpasst.

Einfacher ist es, etwas ältere Babys oder Kleinkinder zu fotografieren.

Newbornshooting

Streetfotografie

Die Street- oder Straßenfotografie bezeichnet Aufnahmen aus dem öffentlichen, belebten Raum, meist in Städten und meist mit Menschen im Mittelpunkt. Ihr Hauptanliegen ist, jenes öffentliche, alltägliche Leben zu erfassen und in einem Foto festzuhalten. Sie grenzt damit eng an die Architektur- und Porträtphotographie, kann aber keinen dieser Genres direkt zugeordnet werden, da sie eine eigenständigen Charakteristik hat.

In der Straßenfotografie werden ungestellte Fotos gewünscht. Damit haben sie auch einen dokumentarischen Anspruch. Du solltest dabei zur Aufnahme des Bildes einen Standort aufsuchen, an dem du so wenig wie möglich von anderen wahrgenommen wirst, da in die Kamera blickende Menschen den ungestellten, spontanen Eindruck sofort trüben würden.

StreetsceneDieses Bild entspricht nicht ganz dem „Streetstandard“, da es sich um ein „gestelltes“ Bild handelt

Die Straßenfotografie kann grundsätzlich Bilder mit Menschen (Fußgängerzone, Straßencafé etc.) zeigen als auch Bilder ohne Menschen (einsame Gasse, verlassener Platz etc.), meist versteht man jedoch unter dem Genre die Aufnahme mit Menschen. Beliebte Szenen sind unter anderem Fußgängerzonen, belebte Plätze, Springbrunnen auf Plätzen, Stadtparks an Sommertagen, Blick in Straßencafés, Bushaltestellen etc. Der Alltagscharakter hat höchste Priorität. Die Szene muss alltäglich und völlig ungestellt wirken. Der Betrachter soll den Eindruck bekommen, selbst gerade an einem belebten Ort zu stehen und eine ganz gewöhnliche Szene vorzufinden.

Straßenphotos gleichen oft spontan entstandenen Schnappschüssen. Oft ist es aber dennoch sinnvoll, einen interessanten Ort aufzusuchen und sich zumindest kurz über Perspektive, Brennweite und Belichtung Gedanken zu machen; auch kann es manchmal sinnvoll sein, den rechten Augenblick abzuwarten, trotz der allgemeinen Regel, möglichst spontane Aufnahmen zu machen.

Ein Straßenphoto zeigt somit einen Augenblick des Alltags, der in dieser Form nie wieder passieren wird, aber eine gewisse Allgemeingültigkeit besitzt; das Foto zeigt nichts Außergewöhnliches, sondern macht etwas sichtbar, was viele Menschen (und Fotografen) in der Hektik unseres modernen Lebens oft gar nicht wahrnehmen.

Beachte aber immer, dass du keine Persönlichkeitsrechte verletzt. Gerade wenn du die Bilder später veröffentlichen willst, müsstest die dir von jeder Person ein schriftliches Einverständnis geben lassen. Und das ist bei Streetfotografie fast nicht machbar.