Smartphone Fotografie – Modul 3

EINSTELLUNGEN

Nach dem Ausflug in die Technik (und somit in das Grundwissen) möchte ich aber wieder zu deinem Smartphone und dessen Einstellmöglichkeiten zurück kommen.

Ich gebe dir einen Überblick über die verschiedenen Einstellmöglichkeiten, was diese bewirken und welche Einstellungen sinnvoll sind. Natürlich werden nicht alle Smartphones diese Einstellmöglichkeiten haben. Ob und wo du diese Funktionen einstellen kannst, dazu solltest du dein Handbuch zu Rate ziehen. Diese Infos kann ich dir in diesem Kurs auf Grund der Vielzahl von unterschiedlichen Modellen nicht bereit stellen.

Wahlrad

Bildgröße & Bildqualität

Um dir alle Möglichkeiten bei der späterenBearbeitung oder dem Ausdruck offen zu halten, solltest du IMMER die höchste Auflösung und die bestmögliche Bildqualität einstellen. Das ist meistens auch als Standard voreingestellt. Du solltest das aber unbedingt nochmal überprüfen!

Denn wenn du Fotos ausdrucken oder weiter bearbeiten willst, bist du auf die beste Bildqualität angewiesen. Rückwirkend kann diese immer noch verkleinert werden, was umgekehrt natürlich nicht funktioniert.

RAW vs. JPG

Kann dein Smartphone Bilder im „RAW-Format“ aufnehmen?

Wenn nicht, kanst du diese Lektion getrost überspringen.. komm aber auf jeden Fall nochmal zurück, bevor du dir ein neues Handy/eine neue Kamera kaufen möchtest!

Schau dir zu diesem Thema auch das folgende Video aus dem „Grundkurs Fotografie“ an. Dieses ist zwar auf Spiegelreflexkameras zugeschnitten, aber. vieles lässt sich 1:1 für dein Smartphone übernehmen:

RAW vs. JPG

Video starten

Die Voraussetzungen

Bei den meisten neueren Smartphone-Modellen ist es möglich, Fotos auch im Raw-Format aufzunehmen. Die vorinstallierte Kamera-App kennt allerdings in den meisten Fällen das Raw-Format nicht, daher brauchst du zusätzlich eine Kamera-App, die diese neue Möglichkeit ausreizen kann.

Mit der App Manual Camera Compatibility (kostenlos) lässt sich schnell prüfen, ob das verwendete Android-Smartphone das Raw-Format unterstützt. Sie können auch einfach Kamera-Apps wie Lightroom oder Open Camera (Android) sowie Flannl (iOS) dafür nutzen. Diese Apps können grundsätzlich Aufnahmen im Raw-Format erstellen. Steht dort das Raw-Format nicht zur Auswahl, dann wird es vom verwendeten Smartphone schlicht nicht unterstützt. Aber zu den Apps komme ich später noch einmal zurück.

Platzbedarf für Raw-Bilder

Beide Betriebssysteme speichern das Raw-Format im allgemein lesbaren und für alle Hersteller offenen DNG-Format (Digital Negative) von Adobe. Der Vorteil ist dabei, dass ein Raw-Konverter kein eigenes Profil für jedes einzelne Smartphone braucht. So ist es auch möglich, die Bilder verlustfrei zu komprimieren, doch diese Option wird unterschiedlich genutzt.

In aller Regel sind die Raw-Dateien von Smartphones mit 12 Megapixel auflösendem Bildsensor zwischen rund 10 und knapp 25 Megabyte groß. Je höher die Auflösung der Smartphone-Kamera, desto größer sind folglich auch die Datenmengen für eine Raw-Aufnahme. Das können dann pro Bild auch schnell mal 50 MB sein.

Darauf mußt du bei Raw-Aufnahmen verzichten

Fotografierst du im JPEG-Modus, dann bieten die Kamera-Apps vielseitige Funktionen. So setzen sie automatisch HDR-Bilder und Panoramen zusammen oder bieten verschiedene Bild-Looks. Einige Smartphone-Modelle erzeugen sogar einen Unschärfe-Effekt.

Mit dem Raw-Modus verzichten Sie auf all diese Annehmlichkeiten. Verwenden Sie zudem ein Smartphone mit einer Dualcam, beispielsweise das iPhone 7 Plus oder das Huawei P9, dann können Sie mit den meisten Apps nur eine der beiden Kameras für Raw-Aufnahmen verwenden.

Smartphone-Fotos mit Raw statt JPEG

Für spontane Aufnahmesituationen eignet sich eher das unkomplizierte JPEG-Format. Möchtest du mehr Aufmerksamkeit auf das Fotografieren legen, dann belohnt dich die Aufnahme im Raw-Format mit bestmöglichen Bildinformationen und einem optimalen Ausgangsmaterial zum Nachbearbeiten.

Mit JPEG gibst du viel Gestaltungsspielraum sowie den vollen Umfang an Bildinformationen aus der Hand. Die Smartphone-Hersteller optimieren die Bilder automatisch nach gängigem Geschmack der üblichen Schnappschuss-Fotografen dieser Welt. Bilder sollen scharf, kontrastreich und knallig aussehen. Und so gehen aufgrund der Kontrasterhöhung, Schärfung und angehobenen Sättigung bei der Bildaufbereitung eines Smartphones deutlich Bildinformationen verloren. Diese kannst du auch nicht mehr retten, wenn du das JPEG-Bild später selbst nachbearbeitest.

Ein unbearbeitetes Raw-Bild erscheint dagegen im Vergleich zu einem vom Smartphone fertig entwickelten JPEG-Bild zunächst fahl und unscharf. Es bleiben dabei aber alle Bildinhalte erhalten, die der Bildsensor tatsächlich liefert. Das ist das optimale Ausgangsmaterial für die sich anschließende Bildbearbeitung, ob im Smartphone oder am großen Rechner.

Der ISO-Wert

Auf diesen Aspekt bin ich ja bereits in der Technik-Lektion eingegangen. Wenn du bei wenig Licht fotografierst (etwa in schlecht beleuchteten Innenräumen) mußt du mit unscharfen und/oder körnigen Bildern rechnen. Der Grund ist, dass bei schwacher Ausleuchtung die Kamera entweder eine länger Belichtungszeit wählt (und kannst du z.B. deine Kamera 1 sec. ruhig in der Hand halten?) oder die ISO-Zahl erhöht (wodurch dann oft das unschöne Bildrauschen entsteht).

Beide Fälle sind nicht gerade positiv für dein Foto. Daher sorge immer für ausreichend Licht (wenn möglich) und stelle die ISO fest auf einen Wert von 100 oder 200 ein. Du solltest bei deinem Smartphone (bei schlechtem Licht) aber nicht über ISO 400 hinaus gehen.

nebenwirkung iso

Der Weißabgleich

Der Weißabgleich ist eine Kameraeinstellung. Wie der Name schon sagt, sorgt diese Einstellung dafür, dass weiß auch weiß dargestellt wird. Man nennt sie auch Farbtemperatur, weil sich subjektiv die Bildfarben von kalt zu warm ändern.

Dafür gibt es eine recht gut funktionierende Automatik, man kann aber bei Digitalkameras die Einstellung auch von Hand vornehmen oder abgespeicherte Standardwerte nehmen. Bei Android habe ich bisher keine Möglichkeit gefunden den Weißabgleich manuell zu machen, im Betriebssystem geht es nicht und die Standard Kamera App kann es auch nicht, da ist man also immer auf Automatik. Das funktioniert am Tage (und bei gutem Licht) noch recht zuverlässig.

Die Automatik kommt aber bei schlechten Lichtverhältnissen an ihre Grenze. Am Smartphone und einigen Apps kann man daher einstellen, ob man z.B. im Sonnenlicht, Kunstlicht o.ä. fotografiert.

Aber da einige Bearbeitung-Apps den Weißabgleich auch nachträglich korrigieren können, würde ich diese Funktion auf Automatik stehen lassen. Probier aber einfach ein wenig mit den Einstellmöglichkeiten deines Smartphones herum, damit du im Fall der Fälle weißt, wie du die Automatik umgehen kannst!

Optischer und digitaler Bildstabilisator

Der Bildstabilisator spielt eine wichtige Rolle beim Aufnehmen von Fotos und vor allem von Videos. Mit Hilfe der Stabilisierung versucht die Kamera die Bewegungen unseres Körpers auszugleichen, wenn wir das Smartphone frei in der Luft halten. Wenn dein Smartphone also einen Bildstabilisator bietet, solltest du diesen unbedingt eingeschaltet lassen!

Ein digitaler Bildstabilisator zoomt zunächst etwas ins Bild, damit die Software im Smartphone Verwicklungen über eine leichte Verschiebung des Bildausschnitts korrigieren kann. Der Nachteil an der Methode: Auflösung geht verloren. Somit ist auch hier die optische Variante vorzuziehen.

Ein optischer Bildstabilisator kann da mehr bewirken: Die Kameralinse ist nicht fix in einer Position, sondern hat ein klein wenig Spielraum, in der sie sich bewegen kann. Somit können kleine Ruckler auf analoge Weise ausgeglichen werden. Einige Top-Smartphones setzen sogar auf eine Kombination aus digitalem und optischem Bildstabilisator.

Mein Tipp:
Achte bei einem Neukauf darauf, dass die Hauptkamera optisch stabilisiert ist. Eine digitale Stabilisierung hilft nur bedingt und hat bei weitem nicht den Effekt, den ein optischer Bildstabilisators bietet.

Der Fokus und die Helligkeit

Bestimme deinen Fokus selbst! Dadurch hast du mehr Kontrolle über den Bildaufbau und das, was scharf abgebildet werden soll. Dazu stellst du die automatische Fokussierung in deinem Smartphone AUS. Wenn du nun einen bestimmten Punkt in deinem Bild (auf dem Display) antippst, stellt die Kamera auf den gewünschten Bildbereich scharf.

Um weitere Helligkeitsanpassungen vorzunehmen, streichen Sie mit dem Finger den Screen hoch oder runter. Oft wird für die Belichtungsanpassung auch ein kleines Sonnensymbol eingeblendet.

fokus

Der richtige Schärfepunkt im Bild ist das i-Tüpfelchen deiner Bildkreation und hat natürlich ebenfalls Auswirkungen auf dein Foto! Ein befreundeter Fotograf (Andreas Jorns) sagt zwar immer „Schärfe gibts beim Inder“, aber dem stimme ich nur in der Portrait- und Schwarz/Weiß-Fotografie zu.

Sorge immer dafür, dass mindestens 1 Punkt scharf ist in deinen Fotos. Bei People-Aufnahmen sind das idealerweise die Augen. 😉

Der HDR-Modus

Neben der verbauten Kamera-Hardware spielt vor allem auch die Software eine ganz entscheidende Rolle für tolle Bildaufnahmen.

Nahezu alle aktuellen Smartphones unter iOS und Android haben einen sogenannten High-Dynamic-Range-Modus (HDR-Modus). Mit Hilfe dieses Software-Features sollen Bild-Ergebnisse näher an der Wahrnehmungsfähigkeit des menschlichen Auges liegen. Die Kamera-Software macht sich dabei einen Trick zu Nutze:

Bei der Aufnahme eines Fotos schießt die Kamera mehrere Bilder hintereinander mit verschiedenen Belichtungsstufen. Im anschließenden automatischen Nachbearbeitungs-Prozess analysiert die Software dann alle Bilder und stellt die besten Details und Bildinformationen aller Einzelbilder zu einem endgültigen Bild zusammen.

Den HDR-Modus solltest du einsetzen, wenn du Aufnahmen bei sehr hellem Licht (und damit verbunden sehr dunklen Schatten) anfertigen möchtest. Auf diese Weise gehen deutlich weniger Details in über- oder unterbelichteten Bereichen des Bildes verloren, als bei einem einfachen Bild.

Raster einblenden

Blende über die Kameraeinstellungen im Smartphone-Menü ein Raster ein, das dir das exakte Ausrichten von Motiven und Horizont erleichtert. Wähle hier am Besten das 3×3-Format.

goldener schnitt

Informationen zu den Themen „Fotografieren mit Blitz“ und den einzelnen „Motivprogrammen“ folgen in den nächsten 2 Lektionen.

Im nächsten Modul (Modul 4) findest du weitere Tipps rund um dein Smartphone – also unbedingt anschauen!