Smartphone Fotografie – Modul 5 – Lektion 1
Gestaltungsregeln I
Heute gibt es mal wieder ein Video für dich (natürlich auch dem „Grundkurs Fotografie“):
Im Video habe ich dir ja bereits einen kleinen Überblick über Gestaltungsmerkmale gegeben. Ich möchte dieses Thema aber in den nächsten Beiträgen noch einmal chronologischer aufbereiten. Daher schau dir auch die Textbeiträge genauer an.
Einführung
Die Bildgestaltung sollte in deiner Fotografie eine wesentliche Rolle einnehmen. Wenn du dir wenig oder sogar keine Gedanken über diese Thema zu machen, so werden deine Bildergebnisse oft enttäuschend sein. Solche Aufnahmen bezeichnet man dann gewöhnlich als Schnappschuss. Vielleicht ist es dir auch schon aufgefallen, dass manche deiner Fotos am Ende ganz anders wirken, als du es dir vorgestellt hast bzw. wie du die Szene selbst erlebt hast.
Der Hauptgrund für diese alltäglichen, eher langweiligen Fotos ist, dass die Kamera die Welt anders sieht als wir. Während wir zwei Augen haben und damit räumlich sehen können, hat die Kamera nur 1eine Linse und erzeugt somit auch nur zweidimensionale Bilder. Um dieses „Missverhältnis“ auszugleichen, gibt es ein paar Tricks/Regeln, um den Anschein eines dreidimensionalen Fotos zu erwecken. Diese möchte ich dir in den nächsten Beiträgen etwas näher bringen.
Eine Frage des Formats
Querformat vs. Hochformat vs. Quadrat – oder doch lieber 16:9? Das Format eines Bildes nimmt einen unmittelbaren Einfluss auf den gesamten Bildlook und ist ein elementarer Bestandteil der Komposition. Dir stehen verschiedene Bildformate zur Verfügung. Neben den bereits genannten Varianten sind, je nach Kamera und Sensor, die Seitenverhältnisse von 4:3 oder 3:2 vorgegeben. Für welches Format du dich entscheidest, hat oft mit den persönlichen Vorlieben zu tun. Du kannst dir diese Entscheidung auch ganz bewusst offen halten und das Format sowie den Bildausschnitt erst im Nachhinein wählen.
Zu guter Letzt kommt es eben auch darauf an, was abgebildet werden soll: Weitläufige Landschaften und horizontale Linien kommen beispielsweise im Quer- und Panoramaformat besonders gut, außerdem entspricht das Querformat unserem Gesichts- und Blickfeld und wirkt für uns dadurch natürlicher. Das Panorama verlängert unser Sichtfeld und wirkt deswegen besonders fesselnd. Vertikale Linien können ihre volle Wirkung eher auf dem Hochformat entfalten. Und spätestens seit Instagram & Co. erfreut sich das quadratische 1:1-Format größter Beliebtheit.
Den Hintergrund im Blick behalten
Der Hintergrund spielt mal eine kleine, mal aber auch eine größere Rolle. Als Fotograf solltest du daher immer auch den Hintergrund deines Fotos im Blick haben. Als kreative Spielerei mag es zwar noch ganz nett sein, aber wenn jemandem unabsichtlich z.B. Bäume aus dem Kopf wachsen zu scheinen, kann das die Bildwirkung komplett zerstören. Entscheide bei jeder Aufnahme, ob der Hintergrund unwichtig (wie z.B. bei Portraits, Produktfotos etc.) oder wichtig (z.B. bei Landschaftsaufnahmen etc.) ist.
Bei unwichtigen Hintergründen kann man diesen durch monotone Farben oder Unschärfe realisieren. Zu knallige Farben haben im Hintergrund nichts zu suchen. Sie lenken meist nur vom eigentlichen Motiv ab. Manchmal ist es aber so, das das Motiv nur ein kleiner Teil des Gesamtbildes ist und erst durch den Zusammenhang mit dem Hintergrund seine Wirkung entfalten kann. Dann solltest du den Hintergrund auch würdigend mit in dein Foto einbinden.
Wenn etwas im Hintergrund stören sollte, genügt in der Regel eine kleine Bewegung zur Seite, und schon ist der Unruhestifter im Hintergrund eliminiert. Vorausgesetzt man würdigt den Hintergrund eines Blickes, bevor man den Auslöser drückt.
Den Blick führen
Unsere Augen folgen z.B. den Linien in einem Bild automatisch. Wenn du Linien ins Bild setzen kannst, lass sie auf das Motiv zulaufen. So hältst du den Blick des Betrachters länger auf deinem Foto – und das ist gut.
Wähle den Bildausschnitt mit Bedacht
Mit dem Bildausschnitt rückst du dein Hauptmotiv in den Fokus und gestaltest weitere Bildelemente drum herum. Oft wirken Bilder interessanter (dies gilt nicht unbedingt für Landschaftsaufnahmen) wenn du…
– dich einfach mal auf dein Motiv zubewegst, um störende Elemente auszublenden.
– dein Hauptmotiv mal nicht in der Mitte platzierst, um das Bild mit Raum zu füllen.
– dich bewußt auf das Wesentliche beschränkst, du dein Motiv bewusst und radikal anschneidest, um wesentliche Aspekte hervorzuheben. Im Beispielbild ist kein Logo komplett zu sehen, jeder weiß aber, um welches Unternehmen es sich handelt.
– Rahmen suchst. Beispielsweise ein Torbogen, Äste oder auch Arme und Hände können einen Rahmen bilden.
– mit Symmetrien arbeitest. Ob sich spiegelnde Gebäude in einem See, ein mittig fotografierter Tunnel oder andere sich wiederholende Strukturen. Symmetrien machen Bilder interessant, deswegen sollten wir unbedingt mit ihnen arbeiten.
Achte auf den Bildrand
Egal ob das Motiv mittig, im Goldenen Schnitt oder nahe dem Bildrand angeordnet wird – es sollte stets ein wenig Platz zum Seitenrand gelassen werden. Ein Foto, bei dem das Hauptmotiv „eingezwängt“ wirkt, hat auf den Betrachter keine positive Wirkung und wirkt meist äußerst unästhetisch.
Alternativ kann man das Motiv auch gezielt anschneiden (siehe Hinweis „wähle den Bildausschnitt mit Bedacht“). Bei Portraits könnte man etwa in Blickrichtung etwas Raum freilassen, aber den Hinterkopf anschneiden.
Anders sieht es mit Nebenmotiven und Beiwerk aus. Hier passiert es oft, dass diese sich am Rand befinden und schlicht weg über den Rand hinausgehen. Das ist völlig normal und lässt sich für gewöhnlich nicht weiter ändern (es sei denn man geht weiter zurück, aber dann werden andere Dinge wieder ins Bild ragen..); es gibt jedoch eine Regel, die man beachten sollte: Entweder ein bestimmtes Objekt wird klar und deutlich angeschnitten, oder es wird überhaupt nicht angeschnitten (ist also auf dem Photo nicht zu sehen). Ein am Bildrand parkendes Auto sollte also entweder zu einem guten Teil im Bild sichtbar sein oder gar nicht – eine Ecke, die noch ins Bild ragt, wirkt unschön. Manchmal kann es dann sinnvoll sein, die Perspektive leicht zu ändern und dieses störende Objekt einfach auszublenden.

Tiefe erzeugen
In der Fotografie (besonders auch in der Landschaftsfotografie) sind zwei Punkte relativ wichtig: Das Foto sollte Tiefe zeigen und Größenverhältnisse sollten deutlich werden. Um z.B. das Größenverhältnis verschiedener Objekte (zum Beispiel eines Felsens etc.) darzustellen, bietet es sich an, Nebenmotive in dem Photo zu verwenden, deren Größe dem Betrachter bekannt sind. Personen sind hierbei ein beliebtes Mittel, aber auch Gebäude, Fahrzeuge, Tiere etc. Eine saubere Trennung von Vorder-, Mittel- und Hintergrund bewirkt ebenfalls Tiefe.
Eine weitere Möglichkeit Tiefe zu erzeugen, ist, zwei (oder mehr) etwa gleichgroße Objekte schräg hintereinander anzuordnen, zum Beispiel Kürbisse, Personen etc. Die hinteren Objekte wirken dann automatisch kleiner und erzeugen einen Tiefeneindruck. Manchmal ist es auch besonders günstig, wenn sich die Objekte teilweise überlagern, jedoch nur, falls sie dann auch noch gut von einander abgegrenzt werden können.

Das Beispielfoto ist KEINE Fotomontage, sondern wurde so aufgenommen!
Bildwinkel und Brennweite
Wenn du den Blickwinkel in der Fotografie veränderst, dann veränderst du die Perspektive auf dein Motiv. Die Perspektive hängt also von deinem Standort ab. Darauf gehen wir aber etwas später nochmal genauer ein.
Damit nicht zu verwechseln ist aber die Änderung der Brennweite (Zoom). Hier änderst du nicht deine Perspektive, sondern erweiterst oder reduzierst lediglich deinen Bildausschnitt. Und mit dem Zoom ist der sogenannte „Turnschuhzoom“ gemeint. 🙂
n vielen Fällen ist es sinnvoll, eine Kombination von beidem in dein Foto einfließen zu lassen. Aber du solltest auf jeden Fall erst deine Perspektive wählen und dann mit Hilfe der Brennweite dein Bild optimieren. Das nimmt zwar etwas mehr Zeit in Anspruch, lohnt sich aber in jedem Fall. Natürlich heißt es hierbei: Ausprobieren. Das heißt, du solltest einmal in Ruhe um das Motiv gehen, es aus verschiedenen Entfernungen und, wenn möglich, verschiedenen Höhen betrachten und auf diese Weise eine gute Aufnahmeposition finden.


