Smartphone Fotografie – Modul 5 – Lektion 3

Gestaltungsregeln III

Hier möchte ich dir nochmal die wichtigsten „eigentlichen“ Gestaltungsregeln vorstellen.

Die Mutter aller Regeln: Der goldene Schnitt

Harmonische Asymmetrien gehören seit Jahrtausenden zu den wichtigsten Kompositionsregeln: Schon in der Antike arbeitete man mit dem Goldenen Schnitt. Er begegnet uns darüber immer wieder in der Natur, in der Architektur und in vielen weiteren Bereichen des täglichen Lebens.

Der Goldene Schnitt hilft uns, Harmonie in gewollte Asymmetrie zu bringen. Wenn wir beispielsweise unser Hauptmotiv nicht mittig platzieren wollen, sollten wir zumindest dafür sorgen, dass es sich dennoch harmonisch zum Rest des Bildes anordnet. Diese Aufteilung nach dem „goldenen Schnitt“ bzw. der „Drittelregel“ empfinden wir völlig unbewusst aufgrund der sich wiederholenden Proportionen als harmonisch. Praktisch teilt man ein Bild, in dem man ein Foto mit 2 senkrechten und 2 wagerechten Linien in 9 bleichgroße Felder teilt (siehe Beispiel). Das Hauptmotiv sollte dann möglichst auf einem der sich 4 ergebenden Schnittpunkte liegen (wie hier das linke Auge der Person auf der rechten Seite).

Da die meisten (modernen) Smartphones die Möglichkeit bieten, ein Raster einzublenden (idealerweise 3×3), sollte die Auswahl des Bildausschnitts kein Problem darstellen.

goldener schnitt

Die Drittel-Regel

Wenn man heute von der „Drittel-Regel“ spricht, meint man eigentlich den „goldenen Schnitt“. Der Goldene Schnitt ist mathematisch berechenbar, aber wer will das schon? Daher habe ich bereits im vorherigen Abschnitt die entsprechende Beschreibung abgeliefert.

Ich persönlich wende die Drittel-Regel oftmals in Zusammenhang mit dem Horizont an. Aber darauf gehe ich im Abschnitt „Wohin mit dem Horizont“ nochmal genauer ein.

Dreiecks-Kombination

Eine interessante Anordnung von Motiven stellt die Dreieckskomposition dar. Hier besteht das Bild aus drei Motiven, die in Dreiecksform dargestellt werden. Anders als beim Goldenen Schnitt, bietet es sich dabei oftmals an, die Motive mittig im Bild zu platzieren und dieses möglichst voll auszufüllen.

Ein Dreieck wirkt ausgeglichen, stabil und harmonisch. Die Dreieckskomposition wurde vor allem in der Malerei  angewendet, aber auch in der Fotografie ist sie ein interessantes Stilmittel.

dreieckskobination

Wohin mit dem Horizont?

Ein wesentliches Augenmerk der Landschaftsphotographie ist der Horizont beziehungsweise die Anordnung des Horizonts. Intuitiv wählen viele Einsteiger in die Fotografie einen mittig ausgerichteten Horizont, der das Bild in zwei etwa gleichgroße Hälften teilt. Aus gestalterischer Sicht ist dies meist äußerst ungünstig, da das Bild mittig zerteilt wird und nicht klar ist, auf welchen Teil nun der Fokus liegen soll (Vordergrund oder Himmel). Einzige Ausnahme um den Horizont in der Mitte anzuordnen sind Bilder mit Spiegelungen (du erinnerst dich an den Hinweis im Video?).

Wird der Himmel im oberen Bilddrittel angeordnet, wird die Landschaft hervorgehoben. Sie rückt näher an den Betrachter heran, der Himmel hingegen gerät eher in den Hintergrund. Diese Wahl eignet sich auch dann, wenn der Himmel nicht viel zu bieten hat. Ein monotoner blauer Himmel, der die Hälfte des Bildes einnimmt, wird dieses nicht unbedingt in ein Meisterwerk verwandeln. In den meisten Fällen, wenn der Schwerpunkt eben auf der Landschaft selbst liegen soll, bietet es sich damit an, den Horizont im oberen Bilddrittel anzuordnen.

horizont2

Ist der Himmel hingegen von besonderem Interesse, zum Beispiel durch interessante Wolkenformen oder Farbverläufe (etwa in der Morgendämmerung), so lohnt es sich auch, den Horizont im unteren Bilddrittel anzuordnen, so dass der Himmel dominiert. Die Landschaft rückt dann weiter weg, das Bild drückt Weite und Unendlichkeit aus. Dies bietet sich wiederum an, wenn die Landschaft eher weniger interessant ist oder ein Motiv für den Vordergrund fehlt.

Horizont

Eins sollte der Horizont in jedem Fall sein: Er sollte gerade ausgerichtet sein. Bei Stativaufnahmen hilft oft eine Wasserwaage, welche im Stativ integriert ist oder auf die Kamera aufgesteckt werden kann. Einige Kameras haben auch eine entsprechende Anzeige gleich integriert. Auch beim Auslösen der Kamera kann man diese bei Freihandaufnahmen leicht verreißen; es kann dann helfen, den Auslöser erstmal halb durchzudrücken, die Kamera nochmal sorgfältig auszurichten und dann den Auslöser nur noch ganz leicht durchzudrücken. Schon ein leicht schräger Horizont wirkt unnatürlich und laienhaft, kann aber relativ leicht mit einem Bildbearbeitungsprogramm korrigiert werden.

Dem Motiv einen Rahmen geben 

Damit ist nicht gemeint, das du deinen Foto-Ausdruck mit einem Rahmen aus dem Möbelmarkt verzieren sollst. Eher gemeint ist die Gestaltung deiner Aufnahme mit Elementen, die dein Hauptmotiv umranden.

Bildelemente, die innerhalb einer solchen Umrandung liegen, erhalten ein besonderes Gewicht. Hierfür stehen zahlreiche Möglichkeiten zur Verfügung z. B. architektonische Elemente, Pflanzen, ein Loch in einer Mauer, einer Felsspalte, ein Blätterdach, aber auch vorhandene Schatten. Sehr häufig werden Fenster und Torbögen als Rahmen bei der Bildgestaltung eingesetzt.

Rahmen können eckig, rund oder auch eine ungleichmäßige Form haben und müssen hierbei das Hauptmotiv nicht vollständig umschließen, wobei die umrahmenden Elemente scharf, aber auch unscharf dargestellt werden können. Ein Rahmen kann sowohl vom Hintergrund als auch vom Vordergrund gebildet werden. Bei der Suche nach natürlichen Rahmen sind kaum Grenzen gesetzt.

Eine recht bekannte Form der Umrahmung eines Hauptmotivs stellt die Schlüssellochperspektive dar. Hierbei wird durch eine Öffnung hindurch das Hauptobjekt erfasst (Maueröffnung, Gitter, Hand). Häufig nutzt man Rahmen auch zum Ausblenden von störenden Objekten (z. B. Stromleitungen, Verkehrsschilder…).

einrahmen

Brich die Regeln

Zunächst hört sich der Satz „die Regel brechen“ leicht an. Doch wenn du eine Regel brechen möchtest, solltest du diese zunächst beherrschen. Kommt dann noch etwas Mut und Selbstvertrauen hinzu, so können großartige Bilder entstehen, denn es bringt den Betrachter dazu, für mehr als einen flüchtigen Moment auf deinem Foto zu verharren. Und das ist das Ziel. Wenn du diese Fähigkeit bewußt einsetzt, so kannst du mit der Zeit deine eigene Handschrift in der Fotografie entwickeln. und das wäre fantastisch!

Aber wenn du schon die Regeln brichst: dann nicht kleckern, sondern klotzen, bis das Foto aus dem Rahmen fällt. Fotografiere nicht das millionste gekippte Foto vom Kölner Dom, sondern erschaffe ruhig etwas völlig Neues!